A.L.M. – Begegnung am Berg
Wie man an bayerischen Seen heute gut Strom erzeugen kann, warum Kinder in Pakistan gleichzeitig Koranschule und staatliche Schule besuchen, wie man vor siebenhundert Jahren von einer Burg aus eine Grafschaft verwaltete, weshalb in Biafra staatliche Korruption und islamistischer Terror das Leben zur Hölle machen – diese und viele Fragen mehr beschäftigten die bunt zusammen gewürfelte Gruppe, die sich am vergangenen Mittwoch mit Bahn und Bus von Penzberg aus nach Garmisch zu einer Wanderung aufmachte.
Ermöglicht wurde der Tag, an dem neun Männer aus Afghanistan, Pakistan, Iran sowie Nigeria und dem Senegal zusammen mit fünf Begleitern teilnahmen, durch ein neues Projekt von Deutschem Alpenverein und Malteser Hilfsdienst: A.L.M. steht für „Alpen.Leben.Menschen“ und leistet durch gemeinschaftliches Naturerleben einen Beitrag zur Integration. Dass der Zufall die Flüchtlinge in eine der schönsten Landschaften Mitteleuropas verschlagen hat, das sahen sie während der zehnstündigen Unternehmung schon von Bahn und Bus aus. Die Wanderung führte die Gruppe von Garmisch aus über die Burgruine Werdenfels und den Pflegersee hinauf zur 300 m höher gelegenen St. Martin Hütte. Die glitzernde Kette der Schneeberge von der Dreitorspitze bis zur Zugspitze bildete eine passende Kulisse, als etwa am Wegesrand ein so schwierig auszusprechender Begriff wie „Naturschutzgebiet“ auftauchte. Zu Natur und Kultur war während der Gespräche auf den 14 km gemeinsamen Wanderns viel voneinander zu lernen.
Für einige der Männer mögen Bergwanderungen auch andere Erinnerungen wachgerufen haben, doch für einen Tag konnte der Genuss von phantastischem Wetter, großartigem Panorama und guter Brotzeit die Sorgen des Asylalltags überdecken. So war die Dankbarkeit am Ende groß. „Deutschland ist so ein schönes Land“, sagte einer beim Abschied. Und ein anderer mit Blick auf Organisator Konrad Kürzinger (Alpenverein Sektion Tutzing): „Und ist alles immer so gut organisiert.“ Die Planung einer nächsten Tour ist schon im Gange.
Artikel aus dem Gelben Blatt vom 26.04.2017
Artikel aus dem Penzberger Merkur vom 26.04.2017