Elektrischer Rolladengurtwickler: Lösung dank Handanfertigung aus dem Ersatzteillager
„Da war eine Bürste kaputt“, erklärt Achim Rau, schließt das kastenförmige Gerät an und blickt zufrieden auf die leise surrende Rolle im durchsichtigen Gehäuse. Eine Bürste? Ja, eine der Bürsten oder auch Kohlen. Wer jetzt immer noch verständnislos dreinblickt, bekommt erklärt: „In so einem Motor, da sitzt ganz innen drin der Kollektor, auf den wird von außen durch zwei kleine Stücke aus Kohlematerial, die Bürsten eben, der Strom geschickt.“ Auf einer schnell hingeworfenen Handskizze wird der Aufbau veranschaulicht und gezeigt, wo eine dieser beiden Bürsten gebrochen war.
Für den Penzberger sind solche Defekte kein wirkliches Problem. Wenn der Schaden erst einmal analysiert ist. In diesem Fall musste dafür der Motor aufgefräst werden, dann war eine größere Bürste im Ersatzteillager zu suchen und auf 3x4x6 mm zurecht zu feilen, danach von Hand ein Bürstenspreizer zu fertigen, um den Wiedereinbau zu ermöglichen, und dann alles wieder mit Klammern zu befestigen. Zum Schluss waren nur noch drei abgebrochene Stehbolzen mit Sekundenkleber zu reparieren. „Das funktioniert alles einwandfrei, wenn man aus alten Geräten nützliche Einzelteile ausbaut und sammelt – und wenn man genug Zeit hat“, lacht der Rentner. Knapp fünf Stunden waren es diesmal, und damit war es eine der aufwendigeren Arbeiten der letzten Zeit.
Wenn die Aktiven vom „Reparatur-Café“ alle vier Wochen im „Werkraum“ an der Christianstraße zusammenkommen, dann tauschen sie immer auch ihre Erfahrungen aus. Zwar haben sie vor Ort einen kleinen gemeinsamen Fundus an Werkzeugen und Material. Aber deutlich wird, dass ein gut sortiertes und je nach Bedarf genutztes privates Recycling-Sortiment oft ein ganz wesentlicher Bestandteil des Erfolgs ist. Vor allem bei so alten Stücken wie diesem Rolladengurtwickler. Die letzten zwanzig Jahre lang hat seine Besitzerin, eine 90 Jahre alte Dame, jeden Tag zweimal von Hand gekurbelt. Erst ausgelöst durch eine leise Klage wurde ihr Schwiegersohn auf das Loch in der Wand aufmerksam und fand das kaputte Gerät im Keller. Sie wird glücklich sein, schon bald wieder mit einem Tastendruck den Rolladen bedienen zu können. Ohne einen Hunderter in ein Ersatzgerät zu investieren.
Den Reparateuren aber geht es weniger ums Geldsparen, sie möchten Werte erhalten. „Dass solche schönen kleinen Motoren heute als Wegwerfartikel gebaut werden, das ist das Ärgerliche an der Sache“, darin sind sich Achim Rau und Werkstattleiter Herbert Preuß bei der Begutachtung der Reparatur einig. Denn so eine Bürste, die kann doch wirklich mal brechen, man muss dann nur irgendwie an sie rankommen.